Selbstständigkeit Schweiz: Alles was du zur Gründung wissen musst

von | 08. Aug., 25

Du träumst davon, dein eigenes Business aufzubauen? Vielleicht spürst du schon länger diesen Wunsch nach mehr Freiheit und Selbstbestimmung. Du willst endlich das machen, was dir wirklich entspricht – und dabei auch noch gut davon leben können.

Die Selbstständigkeit in der Schweiz bietet dir genau diese Möglichkeit. Und der Schritt in die Eigenverantwortung ist administrativ weniger kompliziert, als du vielleicht denkst.

In diesem Beitrag erfährst du alles, was du wissen musst, um deine Einzelfirma zu gründen. Du bekommst Klarheit darüber, was Selbstständigkeit in der Schweiz bedeutet, welche Schritte notwendig sind und worauf du achten musst.

Was bedeutet Selbstständigkeit wirklich?

Selbstständigkeit ist mehr als nur ein beruflicher Status – es ist eine Form der Lebensführung, die dir ermöglicht, mit deinen grössten Stärken Geld zu verdienen.

Aus rechtlicher Sicht gelten drei wesentliche Kriterien, die bestimmen, ob du als selbstständig giltst:

1. Du arbeitest in eigenem Namen und auf eigene Rechnung. Das bedeutet: Du hast einen eigenen Firmennamen und erstellst Rechnungen unter deinem Namen. Diese Sichtbarkeit ist nicht nur formal wichtig, sondern auch ein starkes Signal für deine Aussendarstellung.

2. Du bist unabhängig in deinen Entscheidungen. Als selbstständige Person entscheidest du selbst über deine Arbeitsorganisation. Du bist keinen Weisungen unterworfen und arbeitest idealerweise für mehrere Auftraggeber. Die Ausgleichskasse prüft dies oft anhand von drei Rechnungen an verschiedene Kunden.

3. Du trägst das wirtschaftliche Risiko. Du investierst eigenes Kapital in dein Business und trägst Kosten wie Büromiete oder Ausbildungen selbst. Diese Eigenverantwortung ist herausfordernd, aber auch der Schlüssel zu deiner unternehmerischen Freiheit.

Was du brauchst, bevor du deine Einzelfirma gründest

Bevor wir gleich über Firmennamen, Ausgleichskasse und Co. sprechen, ist es sinnvoll, einen Schritt früher anzusetzen: Was genau willst du eigentlich machen – und für wen?

Ohne klare Geschäftsidee lohnt sich der bürokratische Aufwand kaum. Auch wenn es verlockend ist, direkt mit Anmeldungen und Formularen loszulegen – dein Business braucht zuerst Ausrichtung und Fokus.

Ein einfacher, aber wirkungsvoller Weg zur Klärung ist: Feedbackgespräche. Im Austausch mit potenziellen KundInnen bekommst du nicht nur wertvolles Feedback, sondern auch das Gefühl dafür, ob deine Idee wirklich zu dir passt – und ob sie in deiner Zielgruppe Resonanz erzeugt.

Natürlich kann es Ausnahmen geben: Wenn du etwa eine besondere Idee oder einen einzigartigen Namen hast, den du früh sichern willst. Doch für die meisten ist Klarheit über Angebot und Zielgruppe der sinnvollere Startpunkt.

Gerade beim Aufbau deiner Selbstständigkeit – wo Zeit, Energie und Geld oft begrenzt sind – ist es entscheidend, die richtigen Schritte in der richtigen Reihenfolge zu machen.

Wenn du vertieft einsteigen möchtest:
Die 5 Schritte, um dein Business erfolgreich aufzubauen (Fokus auf Coaches)

Der richtige Firmenname: Dein erster Schritt zur Sichtbarkeit

Wenn du eine Einzelfirma gründest, brauchst du einen Namen, der deinen Familiennamen enthält. Du kannst einen Fantasienamen hinzufügen – zum Beispiel „Kaldis Coaching“ oder „Schmidt Persönlichkeitsentwicklung“.

Prüfe gegebenenfalls für eine mögliche spätere Website vorab, ob der gewünschte Name und die entsprechende Domain noch verfügbar sind.

Stelle sicher, dass dein Name nicht zu ähnlich zu bereits bestehenden Firmennamen in derselben Branche ist.

Die Anmeldung kannst du direkt über die Plattform EasyGov.swiss einreichen – dort findest du auch einen Firmennamen-Check und das Anmeldeformular fürs Handelsregister (Infos dazu siehe unten).

Ein wichtiger Punkt:
Es ist sehr wichtig, den Firmenzweck sorgfältig zu definieren. Ein zu breit oder zu eng gefasster Zweck kann später zu Problemen mit Versicherungen oder der Steuerverwaltung führen.

z. B. kann die Versicherung mehr Geld verlangen, wenn der Zweck zu breit gefasst ist. Oder es kann zu Problemen mit der Steuerverwaltung führen, wenn du unerwartet andere Geschäfte über dieselbe Firma betreibst.

Die zwei zentralen Anmeldungen

Anmeldung bei der Ausgleichskasse

Die Ausgleichskasse ist die Institution, die deinen Status als selbstständig erwerbende Person anerkennt und deine AHV-Beiträge abrechnet. Diese Beiträge musst du als Selbstständige vollständig selbst tragen.

Detaillierte Informationen und Merkblätter findest du z.B. bei der SVA Zürich oder beim Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV).

Wann ist die Anmeldung nötig?
Sobald dein Gewinn CHF 2’300 – 2’500 pro Jahr (variiert nach Kanton) übersteigt, bist du zur Abführung von Sozialversicherungsbeiträgen verpflichtet. Es macht Sinn, den Status bereits in den ersten Monaten deiner laufenden Tätigkeit anerkennen zu lassen.

Die Ausgleichskasse sendet dir ein detailliertes Formular zur Prüfung deiner tatsächlichen Selbstständigkeit. Hier beantwortest du Fragen zu deiner Unabhängigkeit, deinem wirtschaftlichen Risiko und deinen Marketingmaterialien.

Besonders wichtig: Die Bestätigung der Selbstständigkeit durch die Ausgleichskasse brauchst du, um Pensionskassengelder vorzeitig beziehen zu können.

Anmeldung beim Handelsregister

Der Eintrag ins Handelsregister macht dein Unternehmen öffentlich sichtbar, verleiht Seriosität und schützt deinen Firmennamen innerhalb des jeweiligen Tätigkeitsbereichs.

Wann ist der Eintrag obligatorisch?
Für Einzelfirmen ist der Eintrag erst ab einem Jahresumsatz von CHF 100’000 obligatorisch.

Freiwillige Eintragung: Auch unter CHF 100’000 Umsatz kannst du dich freiwillig eintragen lassen, z.B. um deine Professionalität zu unterstreichen.

Das Vorgehen ist unkompliziert: Du füllst ein Formular aus, lässt deine Unterschrift beglaubigen und reichst es ein. Die Anmeldung geht auch online über EasyGov.swiss.

Die Gesamtkosten für den Eintrag einer Einzelfirma liegen ca. bei 160 CHF.

Buchhaltung: Weniger kompliziert als gedacht

Die gute Nachricht: Die Buchhaltung ist am Anfang überschaubar.

Einfache Buchhaltung für den Start: Bis CHF 500’000 Jahresumsatz reicht eine einfache Buchhaltung (Milchbüchleinrechnung). Erst ab dieser Schwelle ist eine doppelte Buchführung gesetzlich vorgeschrieben.

Das kann eine Excel-Tabelle oder ein einfaches Buchhaltungsprogramm sein. Wir empfehlen zum Start das Tool AbaNinja, sobald du mehrwertsteuerpflichtig bist, Bexio. Suche dir am besten frühstmöglich einen Treuhändler.

Die gesetzlichen Grundlagen zur Buchführungspflicht sind im Obligationenrecht (Art. 957 OR) geregelt.

Mehrwertsteuer: Du wirst mehrwertsteuerpflichtig, sobald dein Jahresumsatz CHF 100’000 übersteigt. Alle Details zur Mehrwertsteuerpflicht findest du auf der Seite der eidgenössischen Steuerverwaltung (ESTV).

Besteuerung: Der Gewinn deiner Einzelfirma wird als Einkommen deklariert und fliesst in deine private Steuererklärung ein. Alle Einkommen werden zusammengerechnet und gemeinsam besteuert.

Wichtig: Belege der Buchhaltung müssen gesammelt und mindestens zehn Jahre lang aufbewahrt werden.

Selbstständigkeit Schweiz: Haftung und Absicherung

Ein wesentlicher Aspekt der Selbstständigkeit mit der Rechtsform “Einzelfirma” ist die unbeschränkte persönliche Haftung. Du haftest mit deinem gesamten Privatvermögen für die Schulden und Verpflichtungen deiner Firma.

Sozialversicherungen:

Säule (AHV, IV, EO): Obligatorisch über eine Ausgleichskasse (z. B. SVA)

Säule (Pensionskasse): freiwillig*

Säule (private Vorsorge): freiwillig

* Du hast die Möglichkeit, auch als Selbstständige/r freiwillig für deine Altersvorsorge vorzusorgen – zum Beispiel über die Säule 3a oder durch private Investments wie Fonds.

So mache ich es persönlich: Ich lege regelmässig Geld zurück und investiere es in ausgewählte Fonds – als Ergänzung zur staatlichen Absicherung. 

Weitere mögliche Versicherungen:

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Unfallversicherung (empfehle ich)

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Tagesgeldversicherung bei Krankheit

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Betriebshaftpflicht (je nach Tätigkeit obligatorisch)

Angestellt und selbstständig: Geht das?

Ja, es ist grundsätzlich erlaubt, gleichzeitig angestellt und selbstständig erwerbstätig zu sein. Beachte dabei deine Treuepflicht deinem Hauptarbeitgeber gegenüber und prüfe deinen Arbeitsvertrag.

Achtung vor Scheinselbstständigkeit: Wenn du hauptsächlich für deinen bisherigen Arbeitgeber tätig wirst, besteht das Risiko der Scheinselbstständigkeit. Dies kann zu erheblichen Nachforderungen führen.

Das KMU-Portal des SECO erklärt das detailreich: Scheinselbstständigkeit

Wichtige Stolperfallen vermeiden

Gründungsdauer: Ein gut vorbereiteter Gründungsprozess dauert zwei bis vier Wochen. Fehler können diesen Prozess erheblich verlängern.

Präzision bei Formularen: Achte auf absolute Genauigkeit bei allen Dokumenten. Selbst kleine Tippfehler können dazu führen, dass der Prozess von vorn beginnt.

Fake-Rechnungen: Nach der Handelsregister-Eintragung kann es sein, dass du Rechnungen von dubiosen Firmen erhältst, die sich als offizielle Register ausgeben. Diese solltest du natürlich nicht bezahlen.

Hinweis: Dieser Blogbeitrag dient der allgemeinen Information und stellt keine rechtliche oder steuerliche Beratung dar. Alle Inhalte wurden sorgfältig recherchiert, erheben jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Aktualität. Für verbindliche Auskünfte wende dich bitte an die zuständigen Behörden oder eine Fachperson (z. B. TreuhänderIn oder Anwalt/Anwältin).

Fazit: Dein Weg in die Selbstständigkeit

Die Selbstständigkeit in der Schweiz ist weniger kompliziert, als du vielleicht gedacht hast. Mit den richtigen Informationen wird der administrative Aufwand überschaubar – und du kannst dich auf das konzentrieren, was wirklich zählt: dein Business.

Das Schöne daran: Du kannst klein anfangen. Die einfache Buchhaltung genügt am Beginn völlig, und auch die Mehrwertsteuer wird erst ab CHF 100’000 Umsatz relevant. Du hast Zeit, in dein Business hineinzuwachsen.

Dennoch solltest du die Verantwortung ernst nehmen. Die unbeschränkte Haftung und die richtige Absicherung sind das Fundament deiner unternehmerischen Freiheit.

Die Selbstständigkeit ist mehr als ein beruflicher Wechsel – sie ist ein Weg zu mehr Selbstbestimmung und die Möglichkeit, mit deinen Stärken Geld zu verdienen.

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FAQ

➡️ Häufig gestellte Fragen zur Selbstständigkeit in der Schweiz

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